Grundhaltungen

Christliche Soziallehre

Die christliche Soziallehre bzw. Sozialethik ergibt sich aus der Gesamtschau der Lehrschriften der römisch-katholischen Kirche (Sozialenzykliken) und den Grundlagedokumenten der Reformierten Kirchen zu sozialen Fragen. Folgende Prinzipien der christlichen Soziallehre sind traditionell:

Personalität

Das Ziel allen Handelns ist das Wohl der Person und die Achtung der Menschenwürde. Politik muss das Wohl der in einem Gemeinwesen lebenden Personen im Blick haben. Denn der Mensch ist Zentrum, Urheber und Ziel allen gesellschaftlichen Handelns.

Solidarität (Verantwortlichkeitsprinzip)

Alle Menschen einer Gemeinschaft sind für das Wohl der Gemeinschaft verantwortlich. Die Gemeinschaft wiederum haftet für jeden einzelnen Menschen.

Subsidiarität

Das Subsidiaritätsprinzip formuliert Selbstverantwortung, grenzt Freiheitsräume ab, fordert den Aufbau der Gesellschaft von unten nach oben und sichert die gesellschaftliche Pluralität. Dies wird gesichert durch folgende Grundsätze:

  • Was der Einzelne tun kann, soll ihm die Gemeinschaft/Gesellschaft nicht abnehmen.
  • Was die kleinere Gemeinschaft leisten kann, soll ihr die umfassendere Gemeinschaft nicht abnehmen
  • Die grössere Gemeinschaft soll der kleineren Gemeinschaft oder den Einzelnen helfen ihre Aufgabe selber zu erfüllen.
  • Die össere Gemeinschaft soll jene Aufgaben übernehmen, welche die oder die kleineren Gemeinschaften nicht befriedigend erledigen können.

Gemeinwohl

Es besagt: Die Gesellschaft soll strukturell so geordnet sein, dass sich menschliches Zusammenleben zum Vorteil aller entwickeln kann. Es fragt danach, ob einzelne übermässig begünstigt werden oder ob einzelne übermässig Lasten tragen müssen, damit andere Vorteile geniessen können. So verweist es auf die Vermittlung zwischen privaten und öffentlichen Interessen. Das solidaritätsbestimmte Gemeinwohl ist die sozialethische Seite der biblischen Nächstenliebe und provokant, da es letztlich alle individuellen Rechtsansprüche in die Gemeinwohlperspektive legt und den Eigennutzen kritisch hinterfragt.

Gerechtigkeit

Unter Gerechtigkeit wird das menschliche Handeln verstanden, das durch Fairness, Objektivität, Unbestechlichkeit, Unparteilichkeit, Unvoreingenommenheit und Vorurteilslosigkeit geprägt ist.

Dazu kommen heute noch folgende Prinzipien:

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bedeutet menschliches Handel, das dauerhaft ist und die Auswirkungen des Handelns auf zukünftige Generationen einbezieht. Insbesondere wird darunter ökologische Nachhaltigkeit verstanden.

Option für Familien und für Menschen, die von sozialen Problemen betroffen sind

Unter dieser Option wird die Welt aus Sicht der Familien und der Menschen angeschaut, die von sozialen Problemen betroffen sind. Aus dieser Sicht wird deren Interesse in der Politik verfolgt. Zudem verstehen wir unter Familien alle privaten Lebensformen mit Kindern, die die Verantwortung für die Erziehung dieser Kinder übernehmen.